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Buffon: Ein Abschied inmitten von Tränen

Wenn einer wie Gianluigi Buffon "Addio" sagt, ist das zwangsläufig ein bittersüsser Moment. Doch am Montag endete eine Jahrzehnte überdauernde Nationalmannschafts-Karriere im Schmerz.
Gianluigi Buffon erlebte am Montagabend das Ende einer grossen Nationalmannschaftskarriere
Gianluigi Buffon erlebte am Montagabend das Ende einer grossen Nationalmannschaftskarriere (Bild: KEYSTONE/AP/ANTONIO CALANNI)

Immer wieder reibt er sich die Augen, als könne er nicht glauben, was wenige Minuten zuvor passiert ist. Seine Stimme ist brüchig, er meidet den Blick in die Kamera und in die Augen des Reporters. "Wir sind gescheitert", sagt ein untröstlicher Gianluigi Buffon, die Torwartlegende, diese Grösse des italienischen Fussballs, am Montag nach der ersten gescheiterten WM-Qualifikation der stolzen Fussball-Nation seit 60 Jahren. Mit dem Absturz der Nazionale durch das Quali-Debakel ist für Buffon der Moment gekommen, um "Addio" zu sagen - zumindest im blauen Trikot.

Vor die Kameras tritt der 39-Jährige nach der Niederlage, wie ihn seine Fans lieben. Er ist der Sympath, dessen Tränen "aufrichtig und passioniert sind", wie der "Corriere dello Sport" schreibt. Er ist der Teamplayer, dem der Sport beigebracht hat, "wie man in der Gruppe verliert und in der Gruppe siegt, wie man Freude und Schmerz teilt", wie Buffon sagt. Er ist einer, dem es schwerfällt loszulassen, weil die Zeiten mal so schön gewesen sind. "Ich verlasse mit Sicherheit eine Nationalmannschaft mit fitten Jungs, die von sich reden machen werden."

Als Buffon vor fast genau 20 Jahren in der Nationalmannschaft debütierte, waren einige seiner derzeitigen Mitspieler gerade erst geboren. Er war Goalie unter acht Trainern. Ex-Coach Cesare Prandelli bezeichnete den Routinier als "Captain und Vorbild", Buffon strahle Ruhe aus und wisse die Mannschaft zu motivieren. 2006 markierte der Weltmeistertitel durch den Final-Sieg gegen Frankreich im Elfmeterschiessen von Berlin den Höhepunkt seiner Karriere.

Seinen Reifeprozess während der zwei Jahrzehnte langen Profi-Karriere konnte die Öffentlichkeit live mitverfolgen, sah ihn als grosse Ikone in der Werbung und gebührte ihm Anerkennung, als er 2006 nach dem Zwangsabstieg von Juventus Turin als stolzer Nationaltorhüter in der Serie B Bälle hielt.

Seinen Stolz, seinen Ehrgeiz, aber auch seinen Anstand lebte Buffon den jungen Profis im Team vor - etwa als er am Montag mit lautem Klatschen pfeifende Fans während der schwedischen Nationalhymne ermahnte. "Ich hoffe, dass ich wenigstens als Vorbild etwas hinterlassen werde", sagte Buffon danach. Real Madrids Trainer Zinédine Zidane bezeichnete "Super-Gigi" zuletzt als "geborene Führungspersönlichkeit". Vor den Playoffs war es seine Erfahrung, die ihn weder zu massloser Euphorie noch zu naivem Optimismus bewegte. "Je öfter du gewinnst, desto öfter machst du Fehler, desto mehr lernst du, desto reifer wirst du."

Dass er bis Montag aber immer noch unumstrittener Anführer der Azzurri war, dürfte für Buffon ein kleiner Trost inmitten all der Trauer sein. Und in seinem schmerzerfüllten Gesicht dürften sich viele Italiener wiedergefunden haben. "Tuttosport" schrieb treffend: "Die Tränen des Capitano - die letzten in azurblau - sind die aller italienischen Fans." (sda/dpa)

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