Militär leitet zivilen Nachrichtendienst
Gaudin ist heute Verteidigungsattaché in Paris im Rang eines Divisionärs. Bis 2015 hatte er den Militärischen Nachrichtendienst geleitet. Seine gesamte Laufbahn ist militärisch geprägt: Jahrelang arbeitete der Waadtländer als Instruktionsoffizier. Im Jahr 2000 kommandierte er eine Versorgungseinheit der OSZE in Bosnien-Herzegowina.
Nach einem Studienaufenthalt in Rom übernahm er Führungsfunktionen im Militärischen Nachrichtendienst. 2008 stieg er an die Spitze auf. Gaudin macht keinen Hehl aus seiner Prägung. Er sei seit 32 Jahren Soldat, nun hänge er seine Uniform in den Schrank. "Das tut ein bisschen weh", sagte er am Mittwoch vor den Bundeshausmedien.
Laut Verteidigungsminister Guy Parmelin war Gaudin einer von drei Bewerbern, die alle Kriterien für den Posten erfüllten. Entscheidend sei das persönliche Gespräch gewesen. Die beiden Waadtländer stehen sich seit Jahren nahe. "Wir schätzen uns", sagte Gaudin. Parmelin sprach von einem Vertrauensverhältnis.
Unruhige Zeiten
Der 55-jährige Gaudin ersetzt Markus Seiler an der Spitze des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB). Seiler hatte den Dienst seit der Zusammenlegung von Inland- und Auslandsgeheimdienst im Jahr 2010 geleitet. Im letzten Dezember wechselte er als Generalsekretär ins Aussendepartement EDA.
Er übergibt Gaudin den NDB in einer unruhigen Phase. 2012 hatte ein Mitarbeiter geheime Daten gestohlen. Die Geschäftsprüfungsdelegation der Eidgenössischen Räte (GPDel) machte dafür vorab Seiler verantwortlich. Er soll die Informationssicherheit in schwerwiegender Weise vernachlässigt haben. Der NDB war auch im Zusammenhang mit dem Datenleck bei der Ruag in die Kritik geraten.
Ausserdem hatte die Affäre um den in Deutschland verhafteten Schweizer Spion Daniel Moser dem Nachrichtendienst zu ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit verholfen. Im März veröffentlichte die GPDel einen Untersuchungsbericht, der seltene Einblicke in die Arbeit der Behörde gewährte.
Metier mit Risiken
Zu allfälligen Kurskorrekturen wollte sich der neue Chef nicht äussern. Darüber entscheide er in einigen Monaten. Nachrichtendienst sei ein Metier mit Risiken, sagte Gaudin. "Manchmal gewinnen wir nicht." Er glaubt aber nicht, dass die Bevölkerung wegen Fehlern in der Vergangenheit das Vertrauen in den NDB verloren hat. Vielmehr ortet Gaudin ein Kommunikationsproblem. Die Bevölkerung müsse besser verstehen, was der NDB mache.
Das ist umso wichtiger, als der Nachrichtendienst mit dem neuen Nachrichtendienstgesetz jüngst zusätzliche Kompetenzen erhalten hat. Bisher durften Personen nur in der Öffentlichkeit beobachtet werden. Künftig darf der NDB Telefongespräche abhören, Privaträume durchsuchen und verwanzen, in Computer eindringen und Ortungsgeräte verwenden. Das Gesetz ermöglicht dem Nachrichtendienst auch die sogenannte Kabelaufklärung, die Auswertung von Daten aus der Internetkommunikation.
Gaudin sprach von einem modernen Gesetz. Der NDB habe damit alle Mittel, die er brauche. Wenn sich die Bedrohung verändere, könnten sich aber auch die nötigen Mittel wieder verändern.
Interne unterliegen
Im Rennen um den Posten des NDB-Direktors war auch der 49-jährige Pascal Luthi. Er kommandiert seit 2012 die Kantonspolizei Neuenburg. Vor seinem Eintritt in den Polizeidienst arbeitete der Physiker als Sicherheitschef des Agrochemiekonzerns Syngenta.
Ebenfalls unterlegen sind zwei prominente Anwärter mit Erfahrung im zivilen Nachrichtendienst. Seilers Stellvertreter Paul Zinniker steht wegen der Affäre um den Schweizer Spion Moser in der Kritik. Gemäss dem GPDel-Bericht hatte er 90'000 Euro für ein Abwehrdispositiv gegen Bankdaten-Diebstähle bewilligt. Resultate brachte diese Operation Mosers nicht.
Der Walliser Jacques Pitteloud ist Direktor Ressourcen im Aussendepartement EDA. Gegen ihn lief eine Strafuntersuchung, weil er als Botschafter in Kenia zwei Männer zu einer Millionenzahlung genötigt haben soll.
Ab 2000 hatte Pitteloud als Nachrichtenkoordinator des Bundes gewirkt. Später galt er im EDA als Mann für heikle Fälle. So soll er die nicht durchgeführte Militäraktion geplant haben, mit der im Jahr 2008 die zwei Schweizer Geiseln aus Tripolis befreit werden sollten. (sda)
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben
Kleines Vademecum für Kommentarschreiber
Wie ein Kommentar veröffentlicht wird – und warum nicht.
Wir halten dafür: Wer sich an den gedeckten Tisch setzt, hat sich zu benehmen. Selbstverständlich darf an der gebotenen Kost gemäkelt und rumgestochert werden. Aber keinesfalls gerülpst oder gefurzt.
Der Gastgeber bestimmt, was für ihn die Anstandsregeln sind, und ab wo sie überschritten werden. Das hat überhaupt nichts mit Zensur zu tun; jedem Kommentarschreiber ist es freigestellt, seine Meinung auf seinem eigenen Blog zu veröffentlichen.
Jeder Artikel, der auf vaterland.li erscheint, ist namentlich gezeichnet. Deshalb werden wir zukünftig die Verwendung von Pseudonymen – ausser, es liegen triftige Gründe vor – nicht mehr dulden.
Kommentare, die sich nicht an diese Regeln halten, werden gelöscht. Darüber wird keine Korrespondenz geführt. Wiederholungstäter werden auf die Blacklist gesetzt; weitere Kommentare von ihnen wandern direkt in den Papierkorb.
Es ist vor allem im Internet so, dass zu grosse Freiheit und der Schutz durch Anonymität leider nicht allen guttut. Deshalb müssen Massnahmen ergriffen werden, um diejenigen zu schützen, die an einem Austausch von Argumenten oder Meinungen ernsthaft interessiert sind.
Bei der Veröffentlichung hilft ungemein, wenn sich der Kommentar auf den Inhalt des Artikels bezieht, im besten Fall sogar Argumente anführt. Unqualifizierte und allgemeine Pöbeleien werden nicht geduldet. Infights zwischen Kommentarschreibern nur sehr begrenzt.
Damit verhindern wir, dass sich seriöse Kommentatoren abwenden, weil sie nicht im Umfeld einer lautstarken Stammtischrauferei auftauchen möchten.
Wir teilen manchmal hart aus, wir stecken auch problemlos ein. Aber unser Austeilen ist immer argumentativ abgestützt. Das ist auch bei Repliken zu beachten.
Wenn Sie dieses Vademecum nicht beachten, ist das die letzte Warnung. Sollte auch Ihr nächster Kommentar nicht diesen Regeln entsprechen, kommen Sie auf die Blacklist.
Redaktion Vaterland.li
Diese Regeln haben wir mit freundlicher Genehmigung von www.zackbum.ch übernommen.