Erster grosser Titel für Lars Forster
In Abwesenheit von knapp der Hälfte der Top 20 aus der Weltrangliste setzte sich der 25-jährige St. Galler 24 Sekunden vor dem Italiener Luca Braidot und 35 Sekunden vor dem Spanier David Valero durch. Er übernimmt das Trikot des Europameisters von Florian Vogel, der die Titelverteidigung als Elfter verpasste.
Knapp neben dem Podest klassierten sich Lukas Flückiger und Reto Indergand auf den Plätzen 4 und 5. Indergand entschied damit das Schweizer Stechen um das letzte WM-Ticket mit Nicola Rohrbach für sich. Rohrbach fuhr bis Rennmitte ebenfalls ganz vorne mit, fiel dann durch einen Sturz aber zurück und wurde Zwölfter. Andri Frischknecht als 14. rundete das starke Schweizer Teamergebnis ab, das ohne das Rennpech von Thomas Litscher gar noch besser ausgefallen wäre. Litscher erreichte das Ziel nach zwei platten Reifen als 36.
Zunächst war nicht offensichtlich, wer sich aus dem Schweizer Septett, dem klar stärksten Team im Feld, hervortun würde. Ohne dass es eine Teamtaktik gegeben hätte, diktierten die Schweizer das Geschehen vom Start weg. Wechselweise legten sie ein Tempo vor, dem die vermeintlichen Favoriten auf Dauer nicht folgen konnten.
Mathieu van der Poel, der erste Gold-Anwärter, gehörte zu den grössten Geschlagenen. Der Niederländer, auf dessen Stärken die temporeiche, technisch nicht allzu anspruchsvolle Strecke zugeschnitten gewesen wäre, verlor früh den Anschuss und gab auf. Auch der Tscheche Jaroslav Kulhavy (42.) hatte mit der Entscheidung nichts zu tun.
Während die Favoriten schwächelten, erwischte Forster seinen grossen Tag. "Ich fühlte mich schon am Morgen so gut wie lange nicht mehr." Das Gefühl bestätigte sich mit Rennbeginn: "Schon auf den ersten zehn Metern spürte ich, dass das mein Tag werden kann." Seinen letzten Begleiter Braidot distanzierte er mit einem Angriff auf der Schlussrunde deutlich.
Der EM-Titel einen Monat vor der Heim-WM auf der Lenzerheide ist Forsters bislang grösster Erfolg. Sein Potenzial ist bekannt. Der 25-Jährige gehörte auf Nachwuchsebene zu den Besten, klassierte sich im Weltcup schon einige Male in Podestnähe, zuletzt als Vierter in Nove Mesto Ende Mai. Sein Aufstieg bei der Elite wurde aber nach den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien durch zwei Verletzungen gebremst. Zuerst stoppte ihn eine Knieverletzung, die vom Olympiarennen herrührte, danach der Bruch eines Handwurzelknochens. (sda)
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