Petkovics Gedanken zur Schweizer WM-Gruppe
Vladimir Petkovic, ist es nicht ein Traum, wenn die Schweiz an einer WM-Endrunde erstmals seit 60 Jahren gegen Brasilien spielen kann?
Vladimir Petkovic: "Es ist kein Traum. Es ist ganz einfach die Wirklichkeit. Es ist an uns, dafür zu sorgen, dass die Wirklichkeit so schön wird wie ein Traum. Wir werden mit der Überzeugung auf den Platz gehen müssen, dass dieser Match nicht von Vornherein entschieden ist. Wir werden überzeugt sein müssen, dass wie fähig sind, etwas Zählbares herauszuholen."
Aber zeichnet sich Brasilien nicht als der grosse Favorit der WM ab?
"Nach dem Scheitern an der WM im eigenen Land wird sich die brasilianische Mannschaft in Russland rehabilitieren müssen. Die Mannschaft hat eine hervorragende Qualifikation gespielt. In den letzten anderthalb Jahren ist es Trainer Tite gelungen, neue Spieler zu integrieren. Aber ich sage es noch einmal: Wir müssen zeigen, dass wir fähig sind, uns mit einer solchen Mannschaft zu messen."
Wie?
"Wir haben sechs Monate Zeit, um uns mit dieser Frage zu beschäftigen. Deshalb sage ich es sogar noch einmal: Man darf sich nicht ausschliesslich auf den Gegner konzentrieren, wie stark er auch sein mag. Wir müssen uns auf unsere Arbeit konzentrieren. Wir müssen die Fortschritte weiterführen, die seit einigen Monaten da sind. Wir müssen mehr und mehr an unsere Möglichkeiten glauben. Aber es ist mir bewusst, dass wir mit 150 Prozent unserer Mittel spielen müssen, um gegen Brasilien etwas Grosses zu erreichen."
Nachher geht es gegen Serbien und Costa Rica. Um nicht schon von einem möglichen Achtelfinal zu sprechen...
"Was nach der Gruppenphase passiert, darüber kann man nur spekulieren. Wer kann heute schon sagen, dass Deutschland Gruppensieger wird und gegen den Zweiten unserer Gruppe spielen wird? Und wer kann schon sagen, dass die Schweiz keine Chance haben wird, selber Gruppensieger zu werden? Jedes Spiel wird für jede Mannschaft sehr schwer werden. Ich bin sicher, dass es für uns ein Vorteil ist, schon im ersten Match auf Brasilien zu treffen. Brasilien wird vielleicht nicht schon von Anfang an sein ganzes Potential ausspielen."
Können wir also Diego Maradona danken, der für uns Brasilien gezogen hat? Und Gordon Banks, der die Reihenfolge der Spiele gelost hat?
"Ich weiss nicht, ob wir Maradona und Banks danken sollten. Ich danke lieber unseren Spielern und all denen, die in den letzten Monaten mit uns und für uns gearbeitet haben. Die Tatsache, dass wir an dieser WM spielen können, zeigt, dass wir unsere Arbeit gut erledigt haben."
Nach den WM-Playoffs gegen Nordirland sagten Sie, dass die Spieler, denen es in ihren Vereinen nicht läuft, in der nächsten Transferzeit keine schwerwiegenden Entscheide fällen sollen. Dachten Sie da besonders an Haris Seferovic und Breel Embolo?
"Ich will nicht von einzelnen Fällen sprechen. Aber allen meinen Spielern ist die Realität bewusst. Sie müssen zumindest während einer gewissen Zeit in ihren Klubs spielen, damit sie in unser Kader kommen und eine Chance haben, an der WM Titulare zu sein. Ich stütze mich für die WM auf eine Gruppe von 33 bis 35 Spielern ab. In dieser Gruppe gibt es Spieler, die sich bestätigen müssen. Andere müssen sich ihren Platz erkämpfen. Die beiden Länderspiele im März werden schon ein wenig Klarheit verschaffen. Ab Ende Mai läuft die Vorbereitung. Dann kann es noch einige Überraschungen geben."
2016 hatten Nico Elvedi und Denis Zakaria ihren Platz im Kader für die Europameisterschaft gefunden. Sie schafften das während der EM-Vorbereitung in Lugano. Ist es möglich, dass auch für die WM neue Spieler dazukommen?
"Es spielt sich bei uns Ähnliches ab wie bei Brasilien. Die Mannschaft wurde in den letzten Monaten ziemlich verjüngt. Es ist wichtig, dass gerade jene Spieler weiter auf sich aufmerksam machen, die neu berufen worden sind. Aber im Fussball weiss man nie. Die Zukunft kann schöne Überraschungen bereithalten."
Sie werden Ihre erste WM als Nationalcoach erleben. Glauben Sie wie FIFA-Präsident Gianni Infantino, dass es die schönste WM der Geschichte werden wird?
"Ich bin versucht, es zu glauben, wenn ich an all die Investitionen denke, die die russische Regierung in die Stadien, in die Infrastruktur und in die Sicherheit gesteckt hat. Ich will auch daran glauben, dass die 32 Mannschaften des WM-Turniers alle sehr stark sein werden. Ja, es wird ein grossartiges Turnier werden. Wir werden bahnbrechenden Fussball erleben." (sda)
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