Die Schüchternheit ablegen
An Selbstvertrauen hat es Mané nie gemangelt. Das erzählen seine Betreuer aus den Zeiten, als er noch in Senegal spielte, das stellt er seit vier Jahren auch in der Premier League, erst bei Southampton, seit 2016 bei Liverpool, wöchentlich unter Beweis. Und doch ist der 26-jährige Stürmer bei seiner Familie, bei Bekannten, generell im vertrauten Kreis, stets geerdet geblieben.
"Man könnte denken, er habe sich verändert", erzählte Senegals Nationaltrainer Aliou Cissé neulich. "Aber das ist nicht der Fall. Er ist gegenüber seinen Trainern und seinen Mitspielern noch immer gleich bescheiden wie vor sieben Jahren, als ich ihn kennengelernt habe." Der noch immer schüchterne und eher introvertierte Mané hat seine Wurzeln nicht vergessen. Vor dem Champions-League-Final gegen Real Madrid, in dem er den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt hatte, schickte der einstige Barcelona- und Ronaldinho-Fan 300 Liverpool-Trikots in seinen Heimatort Bambali in den Süden Senegals.
Cissé weiss, wie viel Druck auf seinem Starspieler lastet. Wie der Rest des Landes nimmt aber auch der Captain der bislang einzigen WM-Mannschaft des Landes von 2002 Mané in die Pflicht. "Er ist ein einzigartiger Spieler, der alle übertrifft, die man aus unserem Land kennt. Ich erwarte von ihm, dass er nicht nur gut spielt, sondern auch seine Mitspieler besser macht. Ich weiss, dass er dazu fähig ist."
Erst muss sich aber zeigen, dass der Torschütze des schnellsten Premier-League-Hattricks (176 Sekunden) an der WM ohne seine kongenialen Partner aus dem Alltag klarkommt. Diese sind selber mit ihrem jeweiligen Nationalteam an der Endrunde vertreten: Mohamed Salah mit Ägypten, Roberto Firmino mit Brasilien. Zusammen hat das Trio in dieser Saison für Liverpool 133 Skorerpunkte (91 Tore/42 Assists) erzielt, wobei auf Mané je 10 Tore in Liga und Champions League sowie 9 Vorlagen entfielen.
Rein statistisch war der 1,75 m grosse linke Flügel damit der am wenigsten produktive der drei. Über Manés Wichtigkeit sagt sie dennoch einiges aus. Er ist aus Liverpools Kollektiv nach anfänglich grober Fahrlässigkeit in der Chancenverwertung nicht mehr wegzudenken. Die technischen Fähigkeiten, die Schnelligkeit und insbesondere die Wendigkeit in vollem Lauf machen Mané wie seine beiden Mitspieler in der Offensive unberechenbar. Mittlerweile hat er nicht nur zu skoren, sondern auch defensiv zu arbeiten gelernt. Beim Gegenpressing ist der schnelle Stürmer zu noch mehr Laufarbeit gezwungen, Lust hin oder her. Aber er hat seine Rolle mittlerweile akzeptiert.
Womöglich könnte ihm das nach europäischen Stationen in Metz, Salzburg, Southampton und Liverpool den Aufstieg in höhere Sphären bescheren. Offenbar hat sich Real Madrid respektive dessen Ex-Trainer Zinédine Zidane im Nachgang zum Champions-League-Final intensiv mit einem Transfer Manés beschäftigt. (sda)
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