Offenbar Terroranschlag in Berlin vereitelt
Vor der Sportveranstaltung habe es "vereinzelte Hinweise darauf gegeben, dass die Festgenommenen im Alter von 18 bis 21 Jahren an der Vorbereitung eines Verbrechens im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung beteiligt gewesen sein könnten", erklärte die Polizei am Nachmittag.
Auf Twitter teilte sie mit, dass der Staatsschutz gemeinsam mit der Generalstaatsanwaltschaft Wohnungen und Fahrzeuge im Stadtgebiet durchsucht habe.
Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, wollte auf Anfrage nicht bestätigen, dass es sich um einen geplanten Terroranschlag gehandelt habe. Auch zu einer möglichen Verbindung der Verdächtigen zum Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri äusserte er sich nicht. Wegen der andauernden Ermittlungen könnten zunächst keine weiteren Angaben gemacht werden, hiess es.
Am Abend hiess es dann, die Berliner Polizei habe keine konkreten Hinweise, dass der Halbmarathon in der Hauptstadt Ziel eines Anschlags gewesen sein könnte. "Für die Läufer und Teilnehmer und das Personal bestand zu keiner Zeit eine Gefahr", sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf am Sonntagabend der Nachrichtenagentur DPA.
Die Durchsuchungen hätten sich auf Personen bezogen, "die wir dem islamistisch-terroristischen Bereich zurechnen". Die beschlagnahmten Beweismittel, darunter Handys und Computer, würden weiter ausgewertet.
Medien vorgeprescht
Die Zeitung "Die Welt" hatte zuvor berichtet, die Polizei habe einen Anschlag während des Halbmarathons vereitelt, zu dem am Sonntag nach Angaben der Organisatoren 36'000 Läufer und 250'000 Zuschauer in die Berliner Innenstadt gekommen waren.
Spezialkräfte hätten vier Männer festgenommen, darunter einen Hauptverdächtigen. Er soll dem Blatt zufolge geplant haben, mit Messern Zuschauer und Teilnehmer der Sportveranstaltung zu töten. Der Verdächtige soll zum privaten Umfeld des Terroristen Amri gehört haben, der den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember mit zwölf Todesopfern 2016 verübt hatte.
Eine der jetzt durchsuchten Wohnungen im Westen Berlins war der "Welt" zufolge auch nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt Ende 2016 durchsucht worden.
Im Keller der Wohnung eines mutmasslichen Komplizen des am Sonntag überwältigten Hauptverdächtigen schlugen demnach speziell auf Sprengstoff trainierte Hunde an. Dazu zitiert die Zeitung einen "ranghohen Polizeiführer" mit den Worten: "Wir werten noch aus. Aber das war wahrscheinlich knapp."
Eine konkrete Gefahr habe jedoch insofern nicht bestanden, als der Mann schon seit längerem von den Sicherheitskräften beobachtet worden sei, heisst es in dem Zeitungsbericht.
Zwei Wochen dauerobserviert
Nach Informationen der Berliner Zeitung "Tagesspiegel" war der Hauptverdächtige zuvor zwei Wochen dauerobserviert worden. Er sei den Behörden aus den Nachermittlungen zum Amri-Anschlag in Berlin bekannt gewesen, zitierte das Blatt aus Sicherheitskreisen.
Zuletzt habe es offenbar einen Hinweis von einem ausländischen Geheimdienst gegeben, wonach der Mann einen Anschlag auf den Halbmarathon plane. Deshalb hätten die Sicherheitskräfte am Sonntag eingegriffen.
Berlins Innensenator Andreas Geisel hatte am Samstag unmittelbar nach der Amokfahrt von Münster angekündigt, dass die Polizei noch einmal die schon "extrem hohen Sicherheitsvorkehrungen" für den Halbmarathon überprüfen werde.
Der Berliner Halbmarathon ging nach Angaben der Veranstalter ohne aussergewöhnliche Vorfälle an der Strecke zu Ende. "Wir haben ein ganz normales Rennen durchgeführt", sagte ein Sprecher von SCC Events am Sonntag der Nachrichtenagentur DPA. "Von Teilnehmerseite ist alles gut gelaufen." (sda/dpa/afp)
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