Wie Portugal - Schweiz, nur etwas anders
Auf den ersten Blick ist die Situation für die Schweizerinnen genau gleich, wie sie letzten Herbst für die Nationalmannschaft der Männer war. Die Schweizer schlugen bis vor dem letzten WM-Qualifikationsspiel alle Gegner. Zuletzt trafen sie auf Portugal, das bis dorthin nur gegen die Schweiz Punkte abgegeben hatte. Die Schweiz verlor schliesslich in Portugal und musste sich über die Barrage der Gruppenzweiten qualifizieren.
Die Schweizerinnen haben die ersten sechs von acht Spielen allesamt gewonnen. Die Schottinnen haben nur die drei Punkte gegen die Schweiz abgegeben. Die Entscheidung um die Teilnahme am nächstjährigen WM-Turnier in Frankreich fällt deshalb so gut wie sicher am Donnerstagabend in Paisley bei Glasgow.
Hier erschöpfen sich die Parallelen zu besagtem Portugal - Schweiz. Bei den Männern war die Tordifferenz aus allen Gruppenspielen für die Platzierung bei Punktgleichheit ausschlaggebend, bei den Frauen entscheiden zuerst die Direktbegegnungen. Mit einem Unentschieden würden die Schweizerinnen den Vorsprung von drei Punkten halten, und den direkten Vergleich hätten sie mit 4:1 Punkten für sich entschieden.
Das Hinspiel in Schaffhausen gewannen die Schweizerinnen mit einem Tor ihrer routiniertesten Spielerin Lara Dickenmann 1:0. Gewinnen diesmal die Schottinnen 1:0, würde der direkte Vergleich keine Entscheidung hergeben. Die Tordifferenz aus allen Gruppenspielen würde herangezogen. In dieser Sparte haben die Schweizerinnen mit plus 17 zu plus 10 Toren deutlich die Nase vorn.
Verliert die Schweiz dagegen mit zwei Toren Unterschied, wird sie sehr wahrscheinlich in die Barrage verwiesen, in welche die besten vier der sieben Gruppenweiten gelangen. Dies wäre kein Zuckerschlecken, denn unter den vier Teams wird nur ein WM-Startplatz vergeben. Derzeit belegen ein paar Hochkaräter die 2. Plätze in ihrer Gruppe: Norwegen, England und Deutschland, das erfolgreichste Frauenteam der Geschichte.
Mit einem legitimen Selbstbewusstsein streicht Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die nach der Qualifikation nach gut sechs Jahren vom SFV als Bundestrainerin zum DFB in ihre Heimat wechseln wird, den vielleicht wichtigsten Unterschied zum Männermatch Portugal - Schweiz heraus. Portugal sei als Europameister in dem Duell der Favorit gewesen. Ihre eigenen Spielerinnen jedoch seien gegen die Schottinnen zu favorisieren - nicht zuletzt aufgrund des bisher Erreichten.
Nachdem sie 2012 zum Schweizer Verband gekommen war, brachte Voss-Tecklenburg schon bald die Schweizer Frauen auf Vordermann. Auch dadurch, dass die Spielerinnen mitmachten, professioneller spielten und zum Teil für den Fussball sogar ihre ordentlichen Berufe aufgaben. 16 von 22 Spielerinnen, die die Reise nach Schottland angetreten haben, sind heute Profispielerinnen in ausländischen Ligen. Mit den Teilnahmen an der WM 2015 und der EM 2017 holten die Schweizerinnen in dieser Zeit nahezu das Optimum heraus.
Die Entwicklung unter der heute 50-jährigen Voss-Tecklenburg, der viermaligen Europameisterin aus den Neunzigerjahren, ging auch nach der EM 2017 weiter, als sechs Spielerinnen mit einer Erfahrung aus über 350 Länderspielen zurücktraten. Im heutigen Kader sind nur drei Spielerinnen vor 1990 geboren. Zwölf tragen Jahrgänge zwischen 1995 und 1999.
Voss-Tecklenburg ist vor dem Match gegen die Schottinnen zuversichtlich: "Wir sind nicht abhängig von anderen Ergebnissen. Ausserdem weiss ich, dass wir eine gute Qualität haben. Und wenn wir es im mentalen Bereich schaffen, das anzunehmen, was auf uns zukommt, nämlich eine hochmotivierte schottische Mannschaft mit einem fanatischen Publikum, dann bin ich guter Dinge."
Die letzte Partie der Qualifikation tragen die Schweizerinnen nächsten Dienstag beim deutlich distanzierten drittplatzierten Polen aus. (sda)
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