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Wenig neue Trends und ein "Pep-Effekt"

Die FIFA zeigt sich vom sportlichen Geschehen der WM in Russland angetan. Die Technische Kommission des Weltverbandes spricht von einer "unglaublichen Vielfalt an Stilen" und von einem "Pep-Effekt".
Eine Vielfalt an Stilen, aber keine bahnbrechende neue Erkenntnis: die WM in Russland
Eine Vielfalt an Stilen, aber keine bahnbrechende neue Erkenntnis: die WM in Russland (Bild: KEYSTONE/EPA/FELIPE TRUEBA)

Die Fähigkeit, ein Spiel aus der eigenen Verteidigung aufzubauen, eine hoch stehende Abwehr und Pressing gelten als Schlüsselqualifikationen. "Dieser Spielansatz, sehr technisch mit grosser Geschwindigkeit ist sehr wichtig", sagte der Schotte Andy Roxburgh und nannte dies den "Pep-Guardiola-Effekt".

Die taktische Kunst des Trainers von Manchester City diene vielen Teams beim Turnier in Russland als Vorbild für erfolgreichen Fussball. "Wir haben auch schon bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 gesehen, dass zahlreiche seiner Spieler für den Weltmeister gespielt haben", sagte der Niederländer Marco van Basten. Die Räume für offensive Vorstösse werden durch immer besser gestaffelte Verteidigungen immer kleiner und kleiner. "Selbst Spieler wie Messi und Neymar haben Probleme damit."

Als herausragende taktische Leistung des Turniers wurde Belgiens Sieg im Viertelfinal gegen Brasilien gewürdigt. "Wie Trainer Roberto Martinez das Spiel antizipiert und seine Mannschaft eingestellt hat, war fantastisch", sagte Roxburgh.

Afrikanische und arabische Schwäche

Erstmals seit 36 Jahren überstand kein afrikanisches Team die Vorrunde. Aus Sicht des Nigerianers Emmanuel Amuneke müssen die Länder vor allem die Ausbildung ihrer Spieler und Trainer verbessern. Ähnliches gilt für die arabischen Länder. "Auch dort gibt es keine Struktur für Trainer und Nachwuchsarbeit", sagte der brasilianische Weltmeistertrainer Carlos Alberto Parreira. Zu häufig würde auf Trainer aus anderen Ländern gesetzt.

In 62 Spielen fielen 161 Tore, 32 davon in den letzten zehn Spielminuten. 28 Penaltys wurden gepfiffen (21 Tore), elf Eigentore gab es und nur vier Spieler sahen die Rote Karte. Auffällig war die hohe Anzahl an Treffern nach Standardsituationen. Allein England schoss neun seiner zwölf Treffer nach ruhenden Bällen. Der Videobeweis verbessere hier die Chancen auf einen Treffer. "Früher wurde im Strafraum mehr geschubst und gehalten", sagte Roxburgh. Die Schiedsrichter fuhren in diesem Bereich allerdings eine grosszügige Linie, auch ihre Videoassistenten griffen bei offensichtlichen Foulspielen nicht ein.

VAR als Erfolg

Nichtsdestotrotz erwies sich VAR als Erfolg. 440 Szenen wurden laut Präsident Gianni Infantino geprüft, 19 noch einmal angeschaut. "16 Mal wurde ein falscher Entscheid korrigiert." Da Fussball ein Kontaktsport sei, werde es immer Raum für verschiedene Interpretationen geben, sagte der Walliser. Sie hätten die Quote richtiger Entscheide aber von 95 Prozent auf 99,32 Prozent erhöhen können. Und dank VAR werde es auch nie mehr einen falschen Offside-Entscheid geben. "Diese Zeiten sind vorbei." Zudem habe der Videobeweis auch erzieherische Massnahme. "Die Spieler wissen, dass ihre Aktionen von Dutzenden von Kameras festgehalten wird."

Die Erkenntnisse der FIFA, was den Gehalt der Spiele anbetrifft, deckt sich nur bedingt mit denjenigen des neutralen Beobachters. Gerade in der Vorrunde regierte oftmals die Vorsicht, neue Trends waren kaum zu erkennen. Mannschaften wie Peru oder Marokko wurden für ihre offensive Spielweise bestraft und scheiterten frühzeitig. Spektakuläre Spiele waren während des ganzen Turniers eine Seltenheit. Zu den Ausnahmen gehörten Spanien gegen Portugal (3:3), Frankreich gegen Argentinien (4:3) oder Belgien gegen Japan (3:2). Immerhin brachte die K.o.-Phase viele spannende Begegnungen, nachdem es in der Vorrunde wenige interessante Spiele gegeben hatte. (sda)

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