Vom Kind zum Vater
Am Sonntag tritt Valon Behrami in die Top 30 der WM-Geschichte ein. Er kommt bei der vierten Endrunde zum Einsatz und zieht damit gleich mit den ganz Grossen des Weltfussballs: Pele, Diego Maradona, Uwe Seeler, Gianluigi Buffon oder Ronaldo, der Brasilianer, haben auch bei vier Weltmeisterschaften gespielt.
Fünf Turniere haben bloss der Deutsche Lothar Matthäus und der Mexikaner Antonio Carbajal absolviert. "Das ist eine grosse Leistung von Valon, und es ist eine grosse Ehre für die Schweiz, dass einer aus unserem Land so viele Weltmeisterschaften bestritten hat", sagte Nationalcoach Vladimir Petkovic.
Vier Tage vor dem WM-Startspiel vom Sonntag gegen Brasilien denkt Mittelfeldspieler Behrami zurück an seine bisherigen drei Endrunden. 2006 in Deutschland war er nur Ergänzungsspieler. Zum Einsatz kam er bloss während zwei Minuten im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea. "Ich war noch ein Kind", so Behrami. Wer die Mannschaft damals begleitet hat, erinnert sich an einen 21-jährigen Tessiner, der im Kreise der Nationalmannschaft scheu, ja fast ein Aussenseiter war.
Die WM-Geschichte von Valon Behrami startete vor zwölf Jahren fast unbemerkt von der Öffentlichkeit. Das änderte sich 2010 in Südafrika. Doch besser wurde sie deshalb nicht. "Das war eine grosse Enttäuschung für mich. Auch die Stimmung im Team war nicht gut", blickt Behrami zurück. Behramis Etappen in Südafrika: angeschlagen und Ersatz im ersten Spiel, Platzverweis nach 31 Minuten in der zweiten Partie, gesperrt im dritten Spiel, Heimreise mit dem Team nach der Vorrunde.
Umso besser lief es dafür vor vier Jahren in Brasilien. "Wir haben sehr gut gespielt. Ich war sehr stolz auf die Leistungen der Mannschaft." Behrami sorgte damals für einen der Höhepunkte der jüngeren Schweizer WM-Geschichte. Im Startspiel gegen Ecuador bewahrte er die Schweiz mit einem Tackling in der Nachspielzeit vor dem Gegentor zum 1:2 und der Niederlage, lief danach mit dem Ball über das halbe Feld und lancierte so den Angriff, der von Haris Seferovic mit dem 2:1-Siegestreffer abgeschlossen wurde. "Ein grosser Moment", sagt Behrami.
Von 2006 zu 2014. Von Südkorea zu Ecuador. Vom Ergänzungsspieler zum Matchwinner. Das sind vordergründig die Stationen der Entwicklung von Behramis persönlicher WM-Geschichte. Doch es gibt auch eine Entwicklung hinter den Kulissen. Behrami war in Deutschland 2006 der kindliche Aussenseiter. In Russland 2018 ist er der väterliche Führungsspieler. "Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, die ich nun an die Jungen weitergeben kann. Ich verliere nicht mehr viel Energie damit, meine Nervosität zu kontrollieren. Früher war ich vor einem WM-Spiel eine Woche lang nervös. Heute spüre ich den Druck fünf Minuten vor dem Anpfiff."
Bei der EM vor zwei Jahren in Frankreich habe er erstmals ohne Druck und mit umso mehr Spass ein Turnier absolvieren können, so Behrami. "Ich denke gerne an Frankreich zurück. Diese positiven Emotionen und Gefühle will ich nun auch in Russland nochmals erleben, denn es ist wahrscheinlich meine letzte WM." (sda)
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