Shaqiri und Lichtsteiner wecken Hoffnungen
Die heute Freitag beginnende Premier League kann dank seinen lukrativen TV-Verträgen weiter aus dem Vollen schöpfen. Über 1,3 Milliarden Franken gaben die 20 Vereine für neue Spieler in der laufenden Transferperiode aus, die in England bereits am Donnerstagabend endet. Bemerkenswert ist allerdings, dass mit den beiden Klubs aus Manchester sowie Chelsea und Tottenham vier der prägenden Vereine verhältnismässig zurückhaltend agierten. Meister Manchester City verzeichnete mit dem Algerier Riyad Mahrez (von Leicester für 78 Mio. Franken) nur einen nennenswerten Neuzugang.
Pep Guardiola ist mit der Zusammenstellung seines Teams zufrieden, das in der letzten Saison souverän zum fünften Meistertitel der Klubhistorie kam. Auch in der neuen Spielzeit ist Manchester City der Favorit der Wettanbieter - vor den üblichen Verdächtigen Liverpool, Manchester United, Chelsea, Tottenham und Arsenal. Aus Schweizer Sicht sind Liverpool und Arsenal besonders interessant, jene beiden Teams aus den Top 6 der vergangenen Saison, die mit Xherdan Shaqiri und Stephan Lichtsteiner zwei Schweizer Internationale verpflichtet haben.
Für die beiden Internationalen ist die Ausgangslage vor den ersten Meisterschaftspartien mit den neuen Teams komplett unterschiedlich. Xherdan Shaqiri steht in der Pflicht, weil sein Werdegang seit dem Abgang aus Basel nicht den Erwartungen entsprach und seine Leistungen in England mit dem abgestiegenen Stoke City trotz guten statistischen Werten auch kritisiert wurden. Der Ruf, nicht immer mit letztem Einsatz zu spielen, hält sich hartnäckig.
Jürgen Klopps Liverpool hat in diesem Sommer über 200 Millionen Franken ausgegeben, um den Rückstand auf Manchester City wettzumachen und bestenfalls zum ersten Meistertitel seit 1990 zu kommen. Shaqiri kostete mit seinen rund 17 Millionen Franken vergleichsweise wenig. Andere wurden in der Vorbereitung stärker unter die Lupe genommen als Shaqiri, aber kaum einer präsentierte sich so vorteilhaft wie der 26-Jährige. Er schoss im Test nicht nur ein traumhaftes Tor, sondern überzeugte auch insgesamt, nicht zuletzt durch seine Einsatzbereitschaft.
Gemäss der Lokalzeitung "Liverpool Echo" hat sich Shaqiri der Startformation durch seine Leistungen in den letzten Wochen stark angenähert. Die Beobachter spekulieren, dass er in einer etwas defensiveren Rolle hinter Mohamed Salah, Roberto Firmino und Sadio Mané am Sonntag gegen West Ham eingesetzt werden könnte. Nicht nur Klopp ist von Shaqiri angetan. Innert kürzester Zeit hat er viele Anhänger gewonnen und den klubeigenen TV-Sender schon zu einem Best-of-Video animiert.
Stephan Lichtsteiner kommt als siebenfacher italienische Meister mit Juventus Turin mit reichlich internationaler Erfahrung zu Arsenal und soll etwas von der Härte ins Team bringen, die den Londonern im Kampf um die vorderen Plätze zuletzt fehlte. In seinem ersten Einsatz für Arsenal am letzten Wochenende im Test gegen Lazio Rom zeigte der 34-Jährige schon die ganze Palette seiner Fähigkeiten als Leader und Vorkämpfer. Ein erstes Indiz, wie stark Lichtsteiner und Granit Xhaka hoffen können, mit Arsenal in der vordersten Tabellenregion mitmischen zu können, wird schon die erste Meisterschaftsrunde geben: am Sonntag gegen Manchester City.
Auch Fabian Schär, der dritte Schweizer Internationale, der in der Premier League einen neuen Klub fand, könnte schon an diesem Wochenende einem ersten ernsthaften Test ausgesetzt sein. Sein neuer Klub, Newcastle United, empfängt Tottenham. Wie Shaqiri kam der zuletzt in La Coruña engagierte Innenverteidiger als Absteiger zu einer "brillanten Chance", wie er es selber nannte. Nach bewegenden Jahren mit einigen Tiefs möchte er unter Trainer Rafa Benitez den nächsten Karriereschritt machen.
Wie Edimilson Fernandes (West Ham) und Eldin Jakupovic (Leicester) dürfte Schär mit Newcastle nicht um die vordersten Plätze mitspielen. Für Mannschaften ausserhalb der Top 6 sind Prognosen schwierig. Gerade im Abstiegskampf geht es in der Premier League knapp zu und her, auch weil die Aufsteiger - in dieser Saison sind es Wolverhampton, Cardiff und Fulham - oft eine gute Figur machen. (sda)
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