­
­

Federer scheitert an Goffin

Roger Federer verpasst überraschend seinen 11. Final an den ATP Finals. Im Halbfinal unterliegt er dem Belgier David Goffin nach gutem Start 6:2, 3:6, 4:6. Im Final trifft Goffin auf Grigor Dimitrov.
Verpasste durch seine erste Niederlage gegen David Goffin den Sprung ins Endspiel der ATP Finals in London: Roger Federer
Verpasste durch seine erste Niederlage gegen David Goffin den Sprung ins Endspiel der ATP Finals in London: Roger Federer (Bild: KEYSTONE/EPA/NEIL HALL)

Alles schien angerichtet für ein letztes Ausrufezeichen in Roger Federers sensationellem Comeback-Jahr. Noch nie hatte er in sechs Partien gegen David Goffin verloren. Erst vor einem Monat hatte er ihn an den Swiss Indoors in Basel in einer knappen Stunde 6:1, 6:2 deklassiert. In der O2 Arena holte sich Federer den ersten Satz in einer guten halben Stunde mit 6:2.

Dann aber nahm die zuvor einseitige Partie eine völlig unerwartete Wende. Gleich mit seinem ersten Breakball nahm Goffin Federer den Aufschlag zum 2:0 im zweiten Satz ab. Danach fand Federer überraschend kein Mittel mehr gegen den nur 1,80 m grossen Belgier. Der 36-jährige Basler kam im zweiten und dritten Satz nur noch zu je einem Breakball.

Vor allem von der Grundlinie war er dem äusserst aggressiv und mit viel Risiko spielenden Goffin unterlegen. Federer unterliefen 36 unerzwungene Fehler, bei nur 28 Winnern (darunter sieben Asse). Alleine die sonst so zuverlässige Vorhand verschlug er 22 Mal.

Zudem flatterten bei Goffin diesmal auch die Nerven nicht. Nach dem entscheidenden Break zum 2:1 im dritten Satz musste er gleich im folgenden Game einen letzten Breakball abwehren. In den letzten drei Aufschlagspielen gab der nicht gerade als "Service-Riese" bekannte Belgier aber nur noch einen Punkt ab. Nach eindreiviertel Stunden nutzte Goffin gleich den ersten Matchball mit einem Service-Winner.

Federer fand Timing nie

Federer nahm die Niederlage nach aussen hin gelassen. "Ich bin enttäuscht, weil mit dem einfachen ersten Satz eigentlich alles aufgegleist war", stellte er fest. Das verlorene Aufschlagspiel zu Beginn des zweiten Satzes sei ärgerlich, weil unnötig, gewesen. "Es ist mein Fehler, dass ich ihm in dieser Phase, als er noch nicht sattelfest war, ins Spiel geholfen habe. Danach hat er es einfach gut gespielt." Spätestens da hätte er aber auch aggressiver spielen sollen.

Dies gelang Federer nicht. Er bestätigte damit den Eindruck der Gruppenspiele. Trotz der drei Siege stellte er fest, dass "ich hier nie zu 100 Prozent zu meinem Spiel gefunden habe. Das Timing stimmte nie so ganz." Er habe eigentlich erwartet, dass er am Ende der Woche nochmals einen Gang höher schalten könne. Denn er habe sich frisch gefühlt, körperlich keine Probleme gehabt und auch der Spielplan mit jeweils einem Tag Pause und den zumeist am Nachmittag angesetzten Partien sei für ihn ideal gewesen.

Allzu sehr ärgern wollte sich Federer aber nicht. "Ich bin sehr gefasst, weil ich alles probiert habe, weil David ein guter Typ ist und weil es sowieso eine fantastische Saison war." Vom Niveau Goffins sei er nicht überrascht. "Er hat mich im Training schon des Öfteren zerstört. Ich war eher überrascht, dass ich zum Teil so einfach gewonnen habe."

Premiere für Goffin

Statt eines 11. Masters-Final von Federer gibt es nun am Sonntagabend eine Premiere. Goffin, der zuvor einzig im letzten Jahr als Ersatzspieler zu einem Einsatz an den ATP Finals gekommen war, trifft auf den Bulgaren Grigor Dimitrov, der in London diese Woche alle vier Spiele gewonnen hat und am Montag die neue Nummer 3 der Welt sein wird. Im Duell zweier Debütanten setzte er sich in einer Achterbahnfahrt gegen den Amerikaner Jack Sock 4:6, 6:0, 6:3 durch. Bereits im ersten Satz hatte Dimitrov 3:0 geführt. In der Vorrunde holte Goffin gegen den Bulgaren nur zwei Games - aber gegen Federer war die Ausgangslage ähnlich.

Die Woche des Belgiers ist so oder so schon denkwürdig. Am Montag bezwang er erstmals Rafael Nadal, am Samstag erstmals Roger Federer. Er ist erst der sechste Spieler (nach David Nalbandian, Novak Djokovic, Nikolai Dawydenko, Juan Martin Del Potro und Andy Murray), der Nadal und Federer am gleichen Turnier bezwingen konnte. (sda)

Lädt

Schlagwort zu Meine Themen

Zum Hinzufügen bitte einloggen:

Anmelden

Schlagwort zu Meine Themen

Hinzufügen

Sie haben bereits 15 Themen gewählt

Bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits

Entfernen

Um «Meine Themen» nutzen zu können, stimmen Sie der Datenspeicherung hierfür zu.

Kommentare

Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben

Kommentare hinzufügen
­
­