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Bahn-Nationalcoach Gisiger im Interview

Nationaltrainer Daniel Gisiger blickt auf einen gelungenen EM-Auftakt der Schweizer Bahnfahrer. Im Interview verrät er, warum der Erfolg des Bahnvierers mehr Wert ist als EM-Silber vor zwei Jahren.
Nationaltrainer Daniel Gisiger kann zufrieden sein mit dem EM-Auftakt der Schweizer Bahnfahrer
Nationaltrainer Daniel Gisiger kann zufrieden sein mit dem EM-Auftakt der Schweizer Bahnfahrer (Bild: KEYSTONE/THOMAS HODEL)

Mit der Silbermedaille im Vierer und der Bronzemedaille durch Tristan Marguet im Scratch sind die Schweizer Radfahrer ideal in die Bahn-Europameisterschaften in Glasgow gestartet. Nationaltrainer Daniel Gisiger zieht im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA eine erste Bilanz.

Die Schweizer Bahnfahrer haben gleich am ersten Finaltag zwei Medaillen gewonnen. Ihre Bilanz wird mehr als positiv ausfallen?

"Ja, es ist deutlich mehr, als ich erwartet habe. Aber man muss nehmen, was kommt, insbesondere wenn dies bereits für die Olympia-Qualifikation zählt. Es zeigt, dass die Athleten gut vorbereitet sind und der Verband uns gut unterstützt hat. Ich bin mehr als zufrieden, es war ein sehr emotionaler Tag. Die Medaille von Tristan Marguet freut mich besonders."

Der Höhepunkt war der Vierer mit der Silbermedaille und dem Schweizer Rekord. Haben Sie damit gerechnet?

"Ich hätte im Vorfeld für eine gute Leistung und einen 4. Rang unterschrieben. Aber eine Silbermedaille nehme ich natürlich gerne."

Im Hinblick auf den klar verlorenen Final gegen Italien haben Sie einen Wechsel vorgenommen und Claudio Imhof durch Théry Schir ersetzt. Was waren die Gründe dafür?

"Wir sind in der ersten Runde Schweizer Rekord gefahren, alles lief optimal. Ich sah nicht, wo wir im Vergleich mit Italien zwei Sekunden aufholen könnten. Es war vernünftig, dass Claudio ein wenig Kraft spart, weil am Samstag auch das Omnium bereits zur Olympia-Qualifikation zählt. Mein Herz hat geschmerzt und auch Claudio war nicht ganz glücklich mit dem Entscheid, aber er hat es eingesehen. Wir müssen langfristig denken."

Der Vierer hatte bereits 2015 in Grenchen Silber gewonnen. Sind diese beiden Medaillen vergleichbar?

"2015 war vor dem eigenen Publikum, ein Riesenfest. Die Zuschauer freuten sich, dass die Schweizer Bahnfahrer wieder auf dem höchsten europäischen Niveau angekommen waren. Mit dem Vierer ging es bis dahin stetig bergauf und Stefan Küng wurde auch noch Europameister in der Einzelverfolgung. Der Erfolg hier hat eine andere Bedeutung, nach den Olympischen Spielen in Rio haben alle ein wenig gezweifelt, ob wir noch einmal so schnell fahren können. Dieser Erfolg gibt Moral für die Zukunft, um weiter zu arbeiten und sich weiter zu verbessern."

Sie haben das Vierer-Projekt vor zehn Jahren initiiert. Wann haben Sie nach der Enttäuschung von Rio de Janeiro 2016 den Glauben wieder gefunden, dass das Projekt weiterlebt?

"Ich bin seit über 40 Jahren im Radsport tätig. Ich weiss, wenn etwas nicht will, dann will es nicht. Dass wir uns nach so langer Zeit wieder einmal mit einem Vierer für Olympische Spiele qualifizieren konnten, war bereits ein Erfolg. Aber in Rio selbst erwarteten wir mehr. Es lief nicht, Stefan Küng war gestürzt, einige wechselten ein Jahr zuvor zu den Profis und hatten Mühe, dies zu verkraften. Ich bin keiner, der schnell aufgibt. Ich sagte, wir müssen es noch einmal probieren, aus den Fehlern lernen und es besser machen."

Was dürfen wir in Glasgow nach dem erfolgreichen Auftakt für die nächsten Tage noch erwarten?

"Der erste Tag hat gezeigt, dass wir gut vorbereitet sind und dass alle ihr bestes Niveau haben. Bei den Männern darf man in allen Disziplinen gute Leistungen erwarten. Es gibt noch viele Möglichkeiten, dass - wenn alles gut läuft und wir auch das nötige Glück haben - wir noch einmal eine Medaille holen." (sda)

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