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ZSKA Moskau: Mit Sparkurs auf Erfolgskurs

International angesehene Spieler wechseln nicht mehr so eifrig nach Russland wie auch schon. ZSKA Moskau geht diesbezüglich einen eigenen Weg.
2005 gewann ZSKA Moskau den UEFA-Cup
2005 gewann ZSKA Moskau den UEFA-Cup (Bild: KEYSTONE/AP/MICHAEL SOHN)

Wenn es darum geht, den Beruf von Sportfunktionären zu umschreiben, wird in Russland oftmals das Wort Geschäftsmann verwendet. Selbst langjährige Beobachter wissen nicht abschliessend, mit wem sie es eigentlich theoretisch zu tun haben. Theoretisch darum, weil die oftmals sehr reichen Personen für die Öffentlichkeit nicht wirklich greifbar sind, geschweige denn für Interviews zur Verfügung stehen.

Von Jewgeni Ginner kennt man die groben Fakten: Er ist 57-jährig, in der Ukraine geboren, 1986 nach Moskau gekommen, ehemaliger Präsident der russischen Liga, Oberhaupt eines komplexen Firmenkonstruktes, dem der Verein gehört und seit Februar 2001 Präsident von ZSKA Moskau. Seit damals muss der Verein ohne die schützende Hand der russischen Armee auskommen. Seither gab es aber nach zehn erfolglosen Jahren ab 1991 sechs Meistertitel, sieben Cupsiege, sechs Titel im nationalen Supercup und als grössten Triumph jenen im UEFA-Cup 2005.

Auf dem Gelände des alten Stadions liess Ginner mit viel Verzögerung (Einweihung 2016 statt wie ursprünglich geplant 2009) für über 300 Millionen Euro ein 30'000 Zuschauer fassendes Stadion erstellen. Bezahlt aus eigener Hand, heisst es in Moskau. Woher dieses Geld stammt, interessiert die Mehrheit der Fans nicht. "Wieso die Hand beissen, die einen füttert?", lautet das Motto.

Erstaunlich ist, dass ZSKA zu den besten Klubs des Landes gehört, obwohl einige Rivalen mit massiv höheren Budgets jonglieren. Seit dem Ende der erdrückenden Dominanz von Erzfeind Spartak (2001) holte der "Zentrale Sportklub der Armee" nur drei Titel weniger als die übrigen Champions Zenit St. Petersburg (4), Rubin Kasan, Lokomotive Moskau (je 2) und Spartak (1) zusammen.

Jung und talentiert statt teuer und bekannt

Heuer operiert ZSKA mit einem finanziellen Aufwand von rund 70 Millionen Euro. Ginner hat seit Sommer 2014 auf dem Transfermarkt nie mehr Geld ausgeben lassen als es Einnahmen gab. Kein anderer russischer Klub konnte in dieser Zeitspanne einen ähnlich hohen Ertrag (rund 37 Mio Euro Plus) generieren.

Für neue Spieler wurde seit fünf Jahren mit Ausnahme einer Leihgebühr für Seydou Doumbia 2015 kein Rubel ausgegeben, dafür wurden laufend junge, talentierte Akteure wie Fedor Schalow (19) oder zuletzt Timur Schamaletdinow (20) aus der zweiten Mannschaft integriert. Der Sparkurs hat nicht dazu geführt, dass das Leistungsniveau des Teams einbrach. Die letzten vier Platzierungen in der Meisterschaft lauteten 2-1-2-1. In der Champions League ist ZSKA mit fünf Teilnahmen in Serie und total elf ohnehin Stammgast.

Gerüchte um Bestechung

Frei von Problemen sind der 13-fache Meister des Landes und seine Besitzerfamilie aber nicht. Um Jewgeni Ginner ranken sich immer wieder Gerüchte, er hätte in den ersten Jahren seiner Amtszeit regelmässig Schiedsrichter bestochen. Beweisen konnte es aber niemand, ZSKA-Anhänger witterten Verschwörungstheorien von neidischen Gegnern. Ginners Sohn Wadim, der Besitzer von ZSKA, überlebte 2005 schwer verletzt einen Anschlag, der dem Auto galt, in dem sein Vater vermutet worden war. Mit dem Fussball-Business hatte das versuchte Attentat mutmasslich nichts zu tun. (sda)

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