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Petkovics spektakulärer Weg an die Spitze

"Wir sind keine kleine Mannschaft mehr." Was Vladimir Petkovic vor gut drei Jahren bei seinem Amtsantritt verkündete, ist wahr und gilt auch für ihn. Er führte das Team an die WM-Endrunde in Russland.
Vladimir Petkovic führte die Schweiz nach der EM 2016 auch an die WM 2018
Vladimir Petkovic führte die Schweiz nach der EM 2016 auch an die WM 2018 (Bild: KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS)

1987 unterschrieb er einen Vertrag beim zweitklassigen FC Chur, eine Dekade später übernahm Petkovic in Bellinzona seinen ersten Trainerjob, 30 Jahre nach seiner Ankunft in der Schweiz erreicht die Popularität des eingebürgerten bosnischen Kroaten landesweite Ausmasse.

Der Coach, der als zunächst unverstandener Nachfolger der Lichtgestalt Ottmar Hitzfeld um Respekt und mediale Würdigung rang, hat eine neue Stufe der Anerkennung erreicht. Petkovic hat nicht nur die Ausstrahlung der begabten Auswahl um eine Dimension erweitert, er hat mit der Mannschaft den Zuspruch der Öffentlichkeit gewonnen.

Nur mit Rekordmarken ist der positive Einfluss Petkovics nicht zu bemessen. Hinter der inzwischen dreijährigen Heimserie der Ungeschlagenheit in Pflichtspielen und besten Qualifikations-Kampagne steckt ein substanzieller Prozess, den primär der Chef an der Linie zu verantworten hat. Er hat im personellen Bereich vor allem im Vorfeld der EM fundamentale Veränderungen ausgelöst: Der Juve-Antreiber Stephan Lichtsteiner wurde zum Captain befördert, Arsenal-Professional Granit Xhaka erhielt die Rolle des Steuermanns.

Das Ergebnis steht selbstredend auch bei Petkovic im Zentrum, aber mit der Art und Weise, wie er zum gewünschten Ertrag gelangt, unterscheidet er sich von seinen Vorgängern. "Wir gehen auf Sieg", pflegt der 54-Jährige zu sagen - und meint es ernst: Ballbesitz, Dominanz, Selbstsicherheit sind Attribute, die zum Spiel der Schweizer passen. Und die Statistik gibt ihm recht: In 16 Klub-Jahren gewann er im Schnitt über 50 Prozent der Partien, als Schweizer Selektionär 22 von 36 Partien zu seinen Gunsten entschieden.

Sein Schaffen beinhaltete schon immer eine Prise Spektakel. Sein Stil war dann und wann unkonventionell, aber gemessen an den jeweiligen Ressourcen überaus zielgerichtet. Mut und Innovation gehören zur Philosophie Petkovics - das bestätigen frühere Weggefährten seiner Tessiner Stationen.

Als couragierter Taktgeber führte er die AC Bellinzona in die höchste Liga und 2008 in den Cupfinal; zuvor war Petkovic bereits mit Agno aufgestiegen. Dank der vorzüglichen Ergebnisse an der Peripherie schaffte der Trainer die persönliche Promotion: ein Mehrjahresvertrag bei den Young Boys.

Im Rückblick ist seine Ära in Bern als Fluch und Segen zugleich einzustufen. Bis zur Entlassung im Frühling 2011 bewegte Petkovic mit seinem faszinierenden Offensiv-Fussball das Publikum in der Bundeshauptstadt wie kein anderer Coach mehr seit dem letzten Titelgewinn Mitte der Achtzigerjahre. Haften bleibt allerdings, dass YB unter seiner Leitung im Super-League-Duell mit dem FC Basel 13 Punkte Vorsprung verspielte.

Das Finalissima-Fiasko hallte lange nach, erst im fernen Rom streifte Petkovic den Berner Ballast ab. Die Lazio-Anhänger behalten ihn als grosse Figur in Erinnerung: Den Derbysieg im Cupfinal 2013 vergessen die Tifosi der Biancocelesti nie mehr. "Petkovic beherrscht Dinge, die man nicht lernen kann." Das Kompliment stammt von Senad Lulic - der Bosnier mit Churer Wurzeln trägt noch immer die Farben von Lazio, sein Ex-Mentor hat mittlerweile eine andere Flughöhe erreicht. (sda)

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