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Die Schweiz zittert sich an die WM!

Die Schweizer Nationalmannschaft qualifiziert sich zum 11. Mal für eine Weltmeisterschaft. Das Team von Vladimir Petkovic zittert sich im Playoff-Rückspiel in Basel mit einem 0:0 nach Russland.
Die Schweizer Nationalspieler umarmen sich nach der hart erkämpften WM-Qualifikation in den WM-Playoffs gegen Nordirland
Die Schweizer Nationalspieler umarmen sich nach der hart erkämpften WM-Qualifikation in den WM-Playoffs gegen Nordirland (Bild: KEYSTONE/EPA KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT)

Zu einem Winner-Team gehört die Qualität, Druck auszuhalten und in prekären Lagen nie unter ein gewisses Level zu fallen. Erfolgreiche Mannschaften verfügen über ein breites Repertoire, um auf verschiedene Widerstände richtig reagieren zu können. Die SFV-Auswahl unter Petkovic ist im Stande, einen grossen Anforderungskatalog zu erfüllen. Und sie hat einen Matchwinner wie Ricardo Rodriguez in ihren Reihen: Im Hinspiel traf er per Handspenalty, in der Reprise verhinderte Milans Aussenverteidiger in der Nachspielzeit das 0:1 mit einer spektakulären Abwehraktion auf der Torlinie.

Beim Auftakt gegen Portugal (2:0) im Herbst 2016 hatten die Schweizer den Europameister ausgetrickst. Die Pflicht bis zur verpassten Schlusspointe in Lissabon erfüllten sie ohne jeglichen Makel. Und vom Frust, trotz der dritthöchsten Punktzahl im Feld Europas eine Zusatzschlaufe bewältigen zu müssen, liessen sich die Schweizer nicht vom Wesentlichen ablenken.

Im Playoff gegen die zähen Kämpfer aus Nordirland verhielten sich die Schweizer ihrem inzwischen respektablen internationalen Status entsprechend: weitgehend clever, abgebrüht, unbeeindruckt, nervenstark. Kurzum: reif für das nächste Highlight im kommenden Sommer.

Nur eine erlesene Gruppe von anderen Top-Nationen Europas gehört seit bald zwölf Jahren ununterbrochen zur WM-Gästeliste: Deutschland, Frankreich, Portugal, Spanien und England. "Wir sind keine kleine Mannschaft mehr", legte sich Petkovic am ersten Tag seiner inzwischen über dreieinhalbjährigen Amtszeit fest - er und seine Equipe hielten Wort.

Mehr Widerstand

Mehr Druck müssten sie machen, sich von einer besseren Seite zeigen, hatte Nordirlands Coach Michael O'Neill nach dem eher blassen Auftritt seiner Equipe verlangt in Belfast. Den Absichtserklärungen folgten Taten. 146 Sekunden genügten dem Aussenseiter für mehr Offensivszenen als im gesamten Hinspiel - Chris Brunt provozierte mit einem platzierten Schuss früh eine Big Save Yann Sommers.

Bei eiskaltem Wind, strömendem Regen und Schlamm auf jedem Quadratmeter des Basler Rasens zeichnete sich ein weitere Schicht Schwerarbeit ab. Die Schweizer stiessen auf einem unangenehmen Terrain auf einen Kontrahenten, der mit jeder Körperfaser um seinen WM-Traum kämpfte.

Den Schweizern war anzurechnen, dass sie in keiner Phase der Partie das Hinspielergebnis verwalteten. Sie pressten wie erhofft, sie bestimmten erneut den Rhythmus. "Wir spielen auf Sieg" - Petkovics Vorgabe nahmen die Spieler wie erwartet wörtlich. Von den witterungsbedingten Störfaktoren liessen sie sich nicht vom Kurs abbringen.

Manko in der Offensive und überflüssige Pfiffe

Ihr Manko beschränkte sich nicht zum ersten Mal auf die letzten Meter vor dem Tor. Im einen oder anderen Fall fehlte das Timing; bei Haris Seferovic im Luftduell, bei Blerim Dzemaili eigentlich ausnahmslos. Auf gegen neun Szenen im und ausserhalb des nordirischen Strafraum kam Petkovics Mannschaft in den ersten 45 Minuten, die erste Hälfte verlief trotzdem ergebnislos.

Und die permanent hohe Risikobereitschaft beinhaltete die Gefahr, Konterangriffen ausgesetzt zu sein. In einer speziell heiklen Situation verfehlte Queens-Park-Stürmer Conor Washington einen womöglich folgenreichen Coup nur um Haaresbreite (54.).

Die kurzen und späten Momente des Zweifels wären aus Schweizer Sicht im Prinzip nicht nötig gewesen. Zu überlegen und besser bestückt waren die Einheimischen. Aber sie verpassten die aufgelegten Matchbälle im St.-Jakob-Park reihenweise - einer stand dabei immer wieder im Mittelpunkt: Haris Seferovic, der glücklose Schwerarbeiter. Dass Teile des Publikums seine Performance mit Pfiffen quittierte, war indes ein Hohn angesichts seiner Verdienste im Verlauf der ganzen Ausscheidungsphase.

Telegramm:

Schweiz - Nordirland 0:0

St.-Jakob-Park, Basel. - 36'000 Zuschauer (ausverkauft). - SR Brych (GER).

Schweiz: Sommer; Lichtsteiner, Schär, Akanji, Rodriguez; Zakaria, Xhaka; Shaqiri (80. Freuler), Dzemaili (61. Mehmedi), Zuber; Seferovic (87. Embolo).

Nordirland: McGovern; Hughes, McAuley, Jonny Evans, Brunt; Norwood (74. Magennis); Ward (74. Jones), Davis, Saville, Dallas; Washington (82. McNair).

Bemerkungen: Schweiz ohne Djourou, Moubandje (alle verletzt) und Frei (Todesfall in der Familie), Nordirland ohne Corry Evans (gesperrt). Schweizer Ersatzspieler: Bürki, Hitz, Lacroix, Elvedi, Lang, Behrami, Gelson Fernandes, Edimilson Fernandes, Gavranovic. 92. Rodriguez klärt nach Kopfball von Jonny Evans auf der Torlinie. Verwarnungen: 7. Brunt (Foul). 72. Seferovic (Unsportlichkeit). 79. Jonny Evans (Hands). (sda)

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