Die Apokalypse verhindern
Der Neapolitaner Lorenzo Insigne, einer der italienischen Hoffnungsträger, sprach aus, was nicht nur im eigenen Land viele denken: "Eine WM ohne Italien ist nicht möglich!" Neben den vier Titeln weist die "Squadra Azzurra" bei Weltmeisterschaften die Referenz von zwei Finals und zwei weiteren Top-4-Plätzen auf. 18 Mal war Italien dabei. 1930 verzichtete es freiwillig, und 1958 verpasste es die Qualifikation zum bislang einzigen Mal. Damals fand das Turnier in Schweden statt.
Eben dieses Schweden bringt nun ganz Italien zum Zittern. Ohne überragend zu spielen, gewannen die Skandinavier das Hinspiel in Solna mit 1:0. Ein abgefälschter Schuss von Jakob Johansson ermöglichte ihnen, mit dem kleinen Vorteil nach Mailand zu reisen, ins San Siro, wo die Italiener noch nie verloren haben. Schweden ist eine solide Mannschaft, die nicht zuletzt im körperlichen Bereich seine Stärken und mit Emil Forsberg einen starken Freistossschützen und Passgeber hat. Aber Schweden ist ganz bestimmt kein Wunderteam. Unter anderen Umständen würde sich die Ehrfurcht der Italiener in engen Grenzen halten.
In wenigen Monaten hat aber Italien vieles von seinem fussballerischen Selbstverständnis eingebüsst. Seit dem 0:3 gegen Spanien, das die direkt Qualifikation kostete, gab es gegen Albanien und Israel bloss 1:0-Siege. Mazedonien konnte den Italienern sogar ein 1:1 abtrotzen. Goalie Gianluigi Buffon, dessen brillante Nationalmannschafts-Karriere bei einem Out abrupt enden würde, ist sich der Probleme bewusst: "Wir können über unsere Fehler reden, aber es hilft überhaupt nichts. Wir brauchen für die Aufholjagd erhobene Köpfe."
Fans sollen helfen
Nationalcoach Giampiero Ventura kam die Aufgabe zu, das Team, das auf den gesperrten Marco Verratti verzichten muss, wieder aufzurichten und mit der passenden Einstellung ins San Siro einlaufen zu lassen. Dass der 69-Jährige, der im letzten Sommer die Nachfolge von Antonio Conte angetreten hat, dafür der richtige Mann ist, bezweifeln viele Beobachter. Seine taktischen und personellen Entscheide wurden kritisiert, aber auch seine fehlende Souveränität, etwa nach dem Hinspiel in Solna. Dort beschwerte er sich nach dem Spiel über den Schiedsrichter, der seiner Meinung nach den Schweden zu viel durchgehen liess.
Der Unparteiische war in den italienischen Medien kein Thema. Diese konzentrierten sich auf die Leistung der eigenen Mannschaft und sparten dabei nicht mit Kritik: "Hässliches Italien", "halbe Apokalypse", "am Abgrund" oder "azurblaue Scham" hiess es unter anderem. "Es ist ein farbloses Team ohne Persönlichkeit", schrieb "La Repubblica". "Eine Gemeinschaft von Spielern, die nicht wissen, was sie machen", urteilte der "Corriere della Sera".
Buffon hofft, dass trotz aller Kritik die Fans am Montagabend ihren Beitrag zum Weiterkommen leisten: "Ich erwarte ein volles Stadion. Mit Hilfe der Fans werden wir es schaffen." Über 70'000 Tickets wurden bereits abgesetzt. Den Zuschauern ist ein bemerkenswerter Abend sicher: entweder gelingt der umjubelte Umschwung, oder es stellt sich heraus, dass eine WM ohne Italien doch möglich ist. (sda)
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