Argentinien gerät in arge Nöte
Nach dem 1:1 gegen Island blieben die Argentinier gegen die physisch ähnlich hart zu Werke gehenden Kroaten nicht nur torlos, sie zerfielen in ihre Einzelteile. Sie waren verunsichert, nervös, gelähmt. Sie liessen alsbald die Köpfe hängen, und sie offenbarten nicht nur Schwächen im Abschluss, sondern auch im Spielaufbau. Erst in der letzten halben Stunde und nach dem ersten Gegentreffer stemmten sie sich vehementer gegen die drohende WM-Schmach, jedoch ohne Erfolg und nicht ohne zwei weitere Tore zu kassieren.
Zum 0:1 führte ein schwerer Patzer von Willy Caballero in der 53. Minute. Anstatt einen Rückpass mit einem Befreiungsschlag zu klären, versuchte der 36-Jährige, dessen Einsatzzeit sich als Ersatzkeeper bei Chelsea in engen Grenzen hielt, einen Chip-Pass auf die Seite, der prompt misslang. Ante Rebic nahm das Geschenk an und verwertete Caballeros Bogenlampe mit einer Volley-Abnahme. Zehn Minuten vor Schluss brach Luka Modric den Argentiniern mit dem 2:0 aus rund 20 Metern endgültig das Genick. Vor dem dritten Treffer in der Nachspielzeit konnten sich die Kroaten den Ball im Strafraum noch einige Male zuspielen, ehe Ivan Rakitic einschob.
Wie gegen Island und auch in der durchwachsenen WM-Qualifikation passte im Spiel der überalterten Albiceleste wenig zusammen. Kroatiens ruppige Herangehensweise konterten die Argentinier zwar mit der gleichen Härte, doch das wirkte sich negativ auf ihr Spiel aus. Kamen sie doch einmal gefährlich vor das gegnerische Tor, sündigten sie im Abschluss. Unter anderem verpasste der in die Startformation gerückte Enzo Perez nach einer halben Stunde aus guter Position das halb verwaiste Tor und vergab Maximiliano Meza in der 64. Minute eine Chance zum Ausgleich.
Auch im zweiten WM-Spiel konnte Lionel Messi die Eindrücke der letzten Monate im Nationalteam nicht widerlegen. Sein Einfluss aufs Spiel war diesmal so gering wie vielleicht noch nie, seine Körpersprache wirkte lustlos. Ein paar Mal versuchte es Messi aus schwierigen Lagen, oft spielte er den Ball zu einem Mitspieler, ohne damit etwas zu kreieren, manchmal flankte er in den Strafraum, ohne dass ein Adressat ersichtlich gewesen wäre. Meist lief das Spiel an ihm vorbei, so wie es eigentlich nie der Fall ist und schon gar nicht im Klubtrikot von Barcelona.
Für Verwunderung sorgte auch der Blick auf die Aufstellung. Drei Änderungen nahm Jorge Sampaoli gegenüber dem Auftaktmatch vor. Anstelle von Rojo, Biglia und Di Maria spielten Mercado, Perez und Acuña, womit die Ersatzbank prominenter besetzt war als Stammformation. Dort sassen zu Beginn wie schon gegen Island auch Dybala, Higuain und Banega.
Higuain und Dybala kamen zwar nach dem 0:1 ins Spiel und belebten die Offensive, doch das ging auf Kosten der Defensive. Das starke kroatische Ensemble nutzte die Schwächen geschickt aus und qualifizierte sich als vierte Mannschaft vorzeitig und erstmals seit 1998 für die Achtelfinals.
Telegramm und Rangliste
Argentinien - Kroatien 0:3 (0:0)
Nischni Nowgorod. - 43'319 Zuschauer. - SR Irmatow (UZB). - Tore: 53. Rebic 0:1. 80. Modric 0:2. 91. Rakitic 0:3.
Argentinien: Caballero; Mercado, Otamendi, Tagliafico; Salvio (56. Pavon), Mascherano, Perez (68. Dybala), Acuña; Messi, Agüero (55. Higuain), Meza.
Kroatien: Subasic; Vrsaljko, Lovren, Vida, Strinic; Rakitic, Brozovic; Rebic (57. Kramaric), Modric, Perisic (82. Kovacic); Mandzukic (93. Corluka).
Bemerkung: 21. Flanke auf die Latte von Acuña. 86. Freistoss an die Latte von Rakitic. Verwarnungen: 39. Rebic (Foul). 51. Mercado (Foul). 59. Mandzukic (Foul). 67. Vrsaljko (Foul). 85. Otamendi (Unsportlichkeit). 87. Acuña (Foul). 94. Brozovic (Foul).
Rangliste: 1. Kroatien 2/6 (5:0). 2. Island 1/1 (1:1). 3. Argentinien 2/1 (1:4). 4. Nigeria 1/0 (0:2). (sda)
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