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Rumänischer Film gewinnt 68. Berlinale

Der radikale rumänische Experimentalfilm "Touch Me Not" hat bei der 68. Berlinale am Samstagabend überraschend den Goldenen Bären gewonnen. Regisseurin Adina Pintilie erforscht in ihrem semidokumentarischen Film die Spielarten und Grenzen menschlicher Sexualität.
Ist für ihr Werk "Touch Me Not" überraschend mit dem Goldenen Bären der diesjährigen Berlinale ausgezeichnet worden: die rumänische Regisseurin Adina Pintilie.
Ist für ihr Werk "Touch Me Not" überraschend mit dem Goldenen Bären der diesjährigen Berlinale ausgezeichnet worden: die rumänische Regisseurin Adina Pintilie. (Bild: Keystone/EPA/CLEMENS BILAN)

Während des Festivals hatte das Werk die Kritiker gespalten. Als Präsident der Jury hatte sich Regisseur Tom Tykwer ("Lola rennt") "wilde und sperrige" Filme gewünscht. Es ist das zweite Mal, dass ein rumänischer Film die höchste Auszeichnung des Festivals gewinnt.

Den Grossen Preis der Jury holte die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska mit ihrer Gesellschaftsparabel "Gesicht" ("Twarz"). Satirisch und anrührend erzählt sie von einem jungen Mann, der nach einer entstellenden Gesichtstransplantation nicht nur in seinem Umfeld, sondern auch in der eigenen Familie abgelehnt wird.

Beide Filme gehörten bei den Kritikern nicht zu den heissen Favoriten. "Wir haben herausgefunden, dass wir nicht nur das würdigen wollen, was Kino kann, sondern auch das, wo es noch hingehen kann", sagte Jury-Präsident Tykwer.

Starke Frauen

Die Jury-Entscheidung bewies aber erneut, dass Frauen bei dem Festival eine ungewöhnlich starke Rolle spielten. Das gilt auch für den paraguayischen Film "Die Erbinnen" ("Las herederas") von Marcelo Martinessi, der den Alfred-Bauer-Preis erhielt. Die Auszeichnung gilt einem Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet. Ana Brun bekam für ihre Rolle in dem tragikomischen Drama um ein alterndes lesbisches Paar den Silbernen Bären als beste Darstellerin.

Zum besten Schauspieler kürte die Jury den Franzosen Anthony Bajon, der in Cédric Kahns "Das Gebet" einen 22-jährigen Drogenabhängigen spielt. Intensiv und glaubwürdig zeichnet er den zermürbenden Kampf gegen die Drogensucht nach, der ihm mit Hilfe des Glaubens gelingen soll.

Den Silbernen Bären für die beste Regie sprach die Jury dem US-Kultfilmer Wes Anderson zu. Mit seiner märchenhaften Hundeparabel "Isle of Dogs" hatte erstmals ein Animationsfilm die Berlinale eröffnet. Seine Stop-Motion-Tricktechnik kam auch beim Publikum gut an.

Der mexikanische Regisseur Alonso Ruizpalacios holte für seinen vergnüglichen Verbrecherfilm "Museo" gemeinsam mit seinem Kollegen Manuel Alcalá den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. Elena Okopnaya bekam die Auszeichnung als herausragende künstlerische Leistung für Kostüm und Design in dem stimmungsvollen Schriftstellerdrama "Dovlatov" von Alexey German Jr.

Preis für Schweizer Beitrag

Bereits am Freitagabend war der Film "Fortuna" des Westschweizer Regisseurs Germinal Roaux ausgezeichnet worden. Der Künstler aus Lausanne erhielt den Gläsernen Bären von der Jugendjury der Generation 14plus.

Das Flüchtlingsdrama spielt auf der Simplon-Passhöhe. Dort leben katholische Ordensbrüder, welche Flüchtlinge beherbergen. Eine von ihnen ist die 14-jährige Fortuna, die aus Äthiopien stammt.

Insgesamt waren bei dem elftägigen Festival 385 Filme aus 78 Ländern zu sehen. Am Sonntag geht die Berlinale mit einem Publikumstag zu Ende. Im vergangenen Jahr hatte der ungarische Liebesfilm "Körper und Seele" von Ildikó Enyedi den Goldenen Bären gewonnen. (sda/dpa)

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